In der letzten Partie der 2. Runde des DFB-Pokals traf am Mittwochabend der Zweitligist Holstein Kiel auf den aktuellen Triple Sieger FC Bayern München. Ein Spiel, das auf dem Papier nicht deutlicher ausgehen könnte. Doch die Realität war eine andere. Zuletzt war der FC Bayern im Jahre 2000 in der 2. Runde des Pokalwettbewerbs ausgeschieden, damals gegen den Viertligisten Magdeburg. Eine Schmach, die dem deutschen Rekordmeister eigentlich nie wieder passieren sollte. Doch aufgrund massiver Schwächen in der Defensive und vergebenen Chancen in der Offensiven, erlebten die Fußballfans eine spannende Partie mit Unterhaltungspotenzial. Am Ende stand ein Gewinner, den so wohl niemand auf dem Zettel hatte. Der Holstein Kiel.
Die Ausgangsposition vor dem Spiel
Der FC Bayern München kam angeschlagen nach der Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach aus dem Wochenende. Zwar sind die Bayern immer noch an der Spitze der Tabelle zu finden, doch das Spiel zeigte deutlich, dass Bayern schwächelte. Holstein Kiel wollte die Gelegenheit nutzen und den Riesen zu Fall bringen. Der Zweitligist spielte von Anfang an mutig und rechnete sich in der Tat Chancen aus. Dass sie vor einer großen Sensation stehen würden, dass hatten die Kieler sicherlich nicht geahnt. Für Bayern wäre auch ein Sieg zu Null wichtig gewesen, um Torhüter Manuel Neuer mal wieder eine Weiße Weste anzulegen und auch um der Verteidigung der Bayern wieder mehr Selbstvertrauen zu verleihen.
Die Bayern gehen mit einem Abseitstor in Führung
Nach gut 15 Minuten ging der FC Bayern nach einer Vorlage von Müller auf Gnabry mit 0:1 in Führung, jedoch stand der Bayern Spieler im Abseits. Dieses Tor hätte nicht zählen dürfen, doch das Schiedsrichterteam auf dem Platz übersah die Abseitsposition und einen Video-Assistenten gibt es in der 2. Runde des DFB-Pokals noch nicht. Daher zählte der Treffer und die Bayern gingen mit einem Abseitstor in Führung.
Die Kieler in der ersten Halbzeit noch zum großen Teil eher harmlos in der Offensive, schlugen in der 37. Minute einen langen Ball in die Hälfte der Bayern und wieder einmal wurde die Abwehr des Rekordmeister auf dem falschen Fuß erwischt. Bartels netzte den Ball an Neuer vorbei ins Tor und glich somit kurz vor der Halbezeit zum 1:1 aus. Mit einem Unentschieden ging es dann auch in die Kabinen.
Bayern holten sich Führung schnell zurück
Kurz nach dem Seitenwechsel gab es einen Freistoß in guter Position für die Bayern. Sane zirkelte den Ball in die rechte obere Ecke, der Torhüter Kiels einfach nur chancenlos bei einem solchen Ball. Damit gingen die Bayern wieder mit 1:2 in Führung und nun galten andere Wetterbediengungen, denn es begann, heftig zu schneien. Kein gutes Wetter für ein Fußballspiel, doch die Partie wurde fortgesetzt, da der Schnee nicht auf dem Rasen liegen blieb. In der zweiten Halbzeit sahen die Fans dann eine ausgeglichene Partie.
Der Zweitligist und Aufstiegskandidat ließ sich nicht unterkriegen und versuchte, mutig nach vorne zu spielen, um den Ausgleich zu erzielen. In der letzten Minute der Nachspielzeit dann eine Flanke von der linken Feldseite auf Wahl und dieser verlängerte den Ball per rechter Schulter in das Tor der Bayern. 2:2! Die Kieler sicherten sich die Verlängerung, welche jedoch weitgehend ohne Highlight verblieb. Beide Mannschaften schienen sich auf das Elfmeterschießen vorzubereiten.
Sichere Elfmeterschützen und eine Torwartparade
Das Elfmeterschießen zeichnete sich durch sehr sichere Schützen in beiden Teams aus. Erst der 6. Elfmeter wurde von Roca auf Seiten der Bayern verschossen. Kiel hatte die Chance, mit ihrem Elfer nachzulegen und das taten sie auch. Bartels, der Torschütze zum 1:0, trat gegen Neuer an und versenkte den Ball im Tor des Welttorhüters. Damit gewann Kiel das Elfmeterschießen mit 6:5 und zog in die nächste Runde des DFB-Pokals ein. Dort werden die Norddeutschen im Übrigen auf Darmstadt 98 treffen, ein Gegner, der durchaus zu schlagen ist.
Sie haben gezeigt, dass sie über 120 Minuten das Spiel der Bayern mitgehen konnten und so war der überraschende Sieg der Kieler am Ende sehr verdient. Ein großer Teil des Verdienstes geht natürlich an den Torhüter Gelios, der während des gesamten Spiels tolle Paraden an den Tag legte.
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Eine enttäuschende Niederlage für die Bayern
Für den deutschen Rekordmeister war die Pleite gegen Kiel ein großer Schlag. Es war die zweite Niederlage in Folge, etwas, das man im Zusammenhang mit dem FC Bayern schon lange nicht mehr sagen konnte. Schlimmer ist jedoch, dass die Bayern schon seit dem Jahr 2000 nicht mehr in der 2. Runde des DFB-Pokals ausgeschieden waren und dann wiederholte sich die Geschichte auch noch gegen einen unterklassigen Verein.
Wieder einmal zeigten sich die Bayern zu anfällig für Konter und ließen einfach zu viele Chancen zu. In den letzten Spielen waren sie oftmals in der Lage, diese Schwächen in der Defensive mit Offensivstärke auszubessern. Doch obwohl die Statistiken des Spiels klar für den Rekordmeister sprechen, so konnte er das Spiel nicht zu seinen Gunsten entscheiden. Mit 60 Prozent Ballbesitz, 15 Ecken und 23 Torschüssen könnten durchaus mehr als 2 Tore fallen. Auch Tormaschine Robert Lewandoswki enttäuschte nach seiner späten Einwechslung und war kaum zu sehen. Motivationsmonster Thomas Müller war zwar stets präsent und machte auch die Vorlage zum 0:1, aber blieb er weitgehend im Hintergrund, was für die stabile Abwehrleistung des Holstein Kiel spricht.
Ausscheiden aus DFB-Pokal als Chance sehen
Natürlich war es vor dem Start der Saison 20/21 das große Ziel des FC Bayern München, die drei gewonnen Titel zu verteidigen. Mit dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal ist nun ein Titel außer Reichweite. Jedoch könnte dies auch als Chance gesehen werden. Die Saison ist ohnehin voll gepackt mit Terminen. Das Pokalspiel gegen Kiel musste gar verschoben werden. Darum haben die Bayern nun eine Belastung weniger auf ihrem Rücken und können sich mehr auf den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und der Champions League konzentrieren, zwei Titel, die den Bayern wahrscheinlich ohnehin wichtiger sein dürften.
Dennoch ist das Aus gegen einen Zweitligisten schwer hinzunehmen und nach dem Spiel sagte Thomas Müller in einem Interview, dass sie die nächsten Spiele wieder gewinnen werden. Hierfür wird mit Sicherheit auch eine kleine Umstellung in der Taktik von Nöten sein, damit die Bayern-Abwehr nicht mehr so einfach überspielt werden kann.