Eine 6:0 Niederlage gegen die Spanier brachte das sprichwörtliche Fass zum überlaufen. Diese historische Niederlage des DFB-Teams sorgte dafür, dass ganz Fußball-Deutschland den Trainer, die Mannschaft und den kompletten DFB infrage stellte. Der Ärger über das Auftreten aller Beteiligten bei der 6:0 Niederlage war groß. Niemand zeigte Moral. Auch der Bundestrainer Joachim Löw wirkte am Seitenrand überfordert. Nach dem Spiel verpasste er es in den Interviews Stärke zu demonstrieren und zog stattdessen noch mehr Kritik auf seine Person. Schnell wurden die Schreie nach den drei Namen Müller, Boateng und Hummels wieder laut. Eine Analyse des DFBs der Situation sollte folgen und dies geschah auch.
Wenig Analyse, aber dafür viele Floskeln
Joachim Löw bleibt Bundestrainer! Dies war die erste wichtige Nachricht des Tages, nachdem der DFB zusammengetreten war. Es gab erstaunlich viel Rückenwind für den Trainer, bedenkt man, dass er in so ziemlich jeder Umfrage unter Fans unbedingt seinen Posten räumen müsste. Doch die Autoritätspersonen des DFB hatten Löw erneut das Vertrauen ausgesprochen.
Oliver Bierhoff legte in einer Präsentation gar dar, dass man in diesem Jahr alle Ziele unter der Leitung von Jogi Löw erreicht habe. Darunter das Halten der Liga in der Nations League, die EM Qualifikation und den Aufbau der jungen Mannschaft. Auch hier gab es schnelle Kritik. Diese niedrigen und auf jeden Fall erreichbaren Ziele sind für deutsche Fans und die Presse schlichtweg zu wenig. Es wurde schnell klar, dass der DFB mittlerweile an einem Punkt angelangt ist, an welchem er sich niedrige Ziele setzen muss. Löw darf mindestens bis zur Europameisterschaft im nächsten Jahr seinen Posten als Bundestrainer behalten. Scheinbar ohne Wenn und Aber.
Oder etwa doch nicht? Nun wurde bekannt, dass der DFB Präsident Fritz Keller mit dieser Entscheidung absolut nicht zufrieden ist und Löw sogar mehrfach den Rücktritt nahe gelegt hat.
Darf Löw selbst über sein Amt als Trainer entscheiden?
Es gab Zeiten, da hatte Deutschland alle paar Jahre einen neuen Bundestrainer. Verantwortlich dafür war natürlich auch, dass Deutschland zwischen 1996 und 2014 keine großen Titel mehr gewinnen konnte. Dies sorgte für ein regelrechtes Trainerdurcheinander. Als Jogi Löw Mitte der 2000er den Posten übernahm, kam Konstanz in das Traineramt. Der Höhepunkt seiner Karriere war natürlich der Weltmeister-Titel im Jahre 2014 bei dem Turnier in Brasilien. Doch seitdem blieben die Erfolge der Nationalmannschaft aus. 2018 dann die Katastrophe bei der WM in Russland.
Deutschland schied in einer vermeintlich schwachen Gruppe bereits nach der Vorrunde aus. Der Gipfel war die kürzliche 6:0 Niederlage gegen das zugegeben sehr starke Team aus Spanien. Man hatte das deutsche Team selten so ohne Spirit auf dem Fußballplatz gesehen. In der Regel würde nach einer solch historischen Niederlage die Notbremse gezogen, vor allem, da die Jahre zuvor schon mehrere schlechte Ergebnisse erzielt wurden und die Fans einen neuen Trainer fordern. Doch trotz einer Analyse des DFB und all der Kritik, bleibt Löw im Amt. Dieser Ablauf zeigt zwei Dinge sehr deutlich:
- Keller besitzt nicht die notwendige Führungspersönlichkeit für sein Amt als DFB Präsident
- Jogi Löw besitzt als Trainer zu viel Macht, da er selbst über sein Amt entscheiden darf
Was wird sich jetzt bessern?
Die Fronten scheinen nun erst einmal geklärt, sehr zu Ungunsten von Fritz Keller, der nun geschwächt aus der gesamten Situation hervorgeht. Löw zeigte deutlich, dass er mehr Macht hat. Nun, welche Änderungen darf der Fan nun erwarten? Um ehrlich zu sein, nicht besonders viele Änderungen. Jogi Löw und Oliver Bierhoff hatten schon zwei Jahre Zeit, um den Umbruch in die Wege zu leiten und beide scheinen gescheitert zu sein.
Der Bundestrainer wird seine Mannschaft erst im Frühjahr des nächsten Jahres wiedersehen. So ergibt sich für den Trainer sehr viel Zeit zum nachdenken, aber nicht für das Training der Mannschaft. Das Team braucht einen besseren Ablauf und vor allem Führungspersönlichkeiten innerhalb der Mannschaft. Auch deswegen werden die Rufe nach den drei verlorenen Spielern Müller, Boateng und Hummels immer wieder laut. Ob der Trainer in dieser Frage nachgeben wird, ist mehr als fraglich. Es sieht eher so aus, als würde die Tür für diese drei Spieler geschlossen bleiben, solange Löw der Trainer ist, da er nicht dafür bekannt ist, dass er über seinen eigenen Schatten springen kann.
Doch auch eine Rückkehr der drei genannten Spieler würde sicherlich nicht die Kehrtwende bringen. Bis zur EM 2021 muss noch viel geschehen und die Frage ist, ob die Zeit dafür überhaupt ausreicht.
Löw muss wieder mehr Begeisterung für seinen Trainerposten zeigen
Schaut man sich Jogi Löw während der Spiele am Seitenrand an oder noch besser in den Pressekonferenzen, so sieht man keinen Mann, der von seiner Aufgabe vollkommen erfüllt wird. Stattdessen wirkt Löw oftmals müde und ausgelaugt. Auch daher nimmt der Rückhalt aus Reihen der Fans immer weiter ab. Man hat einfach nicht den Eindruck, dass Joachim Löw den Posten noch haben möchte. Amtsmüdigkeit wird ihm deswegen vorgeworfen. Sicherlich hat Löw den perfekten Abgang im Jahr 2014 nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft verpasst.
Damals sind wichtige Spieler wie Lahm und Schweinsteiger aus der Mannschaft ausgetreten, weil sie wussten, dass es nicht mehr besser werden kann. Löw blieb Trainer und die Talfahrt nahm ihren Lauf. Vielleicht ist es von Vorteil, wenn sich Löw trotz Corona in den nächsten Wochen des Öfteren in den Stadien zeigt und die Spieler scoutet. Mehr Präsenz und mehr Nähe zu den Fans der deutschen Mannschaft müssen an die Tagesordnung. Er hat die Aufgabe, die Spieler und Fans mehr in Begeisterung zu versetzen, sodass alle Partien Freude auf die nächste Europameisterschaft im Jahre 2021 haben. Mit der Begeisterung könnte auch der Erfolg der Mannschaft widerkehren.
Fest steht, dass die nächsten Monate bis zum großen Turnier 2021 sehr spannend werden dürften. Für Jogi Löw ist klar, dass die EM ein Erfolg werden muss. Alles andere würde wohl einen Trainerwechsel zur Folge haben. Abwarten!